26.02.2024

Kampf gegen Radarfallen: "Fleximan" und seine Anhänger zerstören Blitzer in Italien

In Italien, dem Land mit den meisten Radarfallen in Europa, hat eine Gruppe, bekannt als “Fleximan”, mehrere Geschwindigkeitskontrollen zerstört. Die Aktionen, die mit Werkzeugen wie Trennschleifern oder im Handwerker-Deutsch, mit einer “Flex” durchgeführt werden, haben sowohl Zuspruch als auch Kritik hervorgerufen.

Eine nicht näher identifizierte Gruppe hat in der norditalienischen Kleinstadt Buccinasco in einer Nacht vier Radarkontrollen zerstört. Dieses Phänomen, das landesweit für Schlagzeilen sorgt, begann im Norden nahe Rovigo, als der erste Blitzermast mit einem Trennschleifer demontiert wurde. Die Serie von Sachbeschädigungen erstreckt sich mittlerweile von Südtirol bis Kalabrien, was darauf hindeutet, dass hinter “Fleximan” eine Gruppe steht. Die Polizei fand bei einigen zerstörten Blitzern kurze Bekennerschreiben mit dem Text “Fleximan sta arrivando” (“Fleximann ist im Kommen”).

Autofahrer freuen sich über die “Fleximan”-Aktionen

Viele italienische Autofahrer sehen die Aktionen von “Fleximan” positiv und empfinden sie als Akt des Widerstands gegen die als übermäßig empfundene Radarüberwachung. Italien verfügt über mehr als 11.000 Radarfallen, deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern. Die hohen Einnahmen aus Bußgeldern, besonders in Touristenstädten und kleinen Gemeinden, tragen zur Kontroverse bei. Allein Florenz erzielte 2022 über 23 Millionen Euro aus Radarstrafen.

Hohe Geldstrafen und bis zu drei Jahre Haft drohen

Während einige “Fleximan” als modernen Robin Hood feiern, gibt es auch deutliche Kritik an den illegalen Aktionen. Experten und Opferangehörige betonen die Sicherheitsbedeutung von Geschwindigkeitskontrollen. Die Taten könnten für die Beteiligten hohe Geldstrafen und bis zu drei Jahre Haft nach sich ziehen. Die Polizei hat trotz intensiver Fahndung und Überwachungsvideos noch keinen Durchbruch erzielt.

Politische Reaktionen zu “Fleximan”

Die Taten von “Fleximan” haben auch politische Kreise erreicht. Der rechtspopulistische Verkehrsminister Matteo Salvini nutzt die Situation, um sich als Verfechter der Autofahrerrechte zu positionieren und kündigt Maßnahmen zur Reduzierung der Radarfallen an. Diese Entwicklung spiegelt die gesellschaftliche und politische Spaltung in der Debatte um Verkehrssicherheit und Überwachung wider.

In Italien finden die Aktionen von “Fleximan” und Nachahmern wie “Dossoman”, der in Brescia Verkehrshindernisse entfernt, sowohl Unterstützung als auch Ablehnung. Die Debatte um die Sicherheit im Straßenverkehr und die Wahrnehmung von Radarfallen als finanzielle Abzocke bleibt ein kontroverses Thema in der italienischen Gesellschaft und Politik.

(VOL.AT)